Be the Light - Was bedeutet es, „das Licht zu sein”?
In der Yoga-Philosophie begegnet uns das Licht an verschiedenen Stellen. Das Wort Guru bedeutet "vom Dunkel ins Licht" zu kommen. In hinduistischen Schriften ist ein Guru oder Lehrer jemand, der die geistige Dunkelheit (Avidya, das Nicht-Wissen) vertreibt. Im Kundalini Yoga finden wir den Guru in uns selbst anstatt in einer anderen Person. Das bedeutet, dass wir alle das Potenzial in uns tragen, unseren Geist zu erleuchten und uns mit dem inneren Guru zu verbinden.
Der unsterbliche Teil überwindet alle Schatten
Der Sanskrit-Begriff für Licht ist Prakash. Auch hier ist die Bedeutung mit dem Wissen verknüpft, genauer gesagt, mit der Vermittlung von Wissen und der Enthüllung von Neuem. Das Licht in uns wird durch Wissensvermittlung entzündet. Ein weiteres Sanskrit-Wort in diesem Kontext ist Diwali (von Dipavali, Lichterkette), das populäre indische Lichterfest, bei dem traditionell Kerzen angezündet werden. Die Lichter sollen den Verstorbenen den Weg zeigen und repräsentieren so die Überwindung des Todes und der Negativität (der Abwesenheit von Licht). Die Lichterkette symbolisiert unsere Verbundenheit miteinander als einzelne Lichter, die nicht voneinander getrennt sind. Die Lichter stehen für unseren unendlichen, unsterblichen Anteil, der alle Schatten überwindet.
Radikale Selbstannahme
Ich habe mein Yoga-Business "Be the light" genannt, ohne über all dies nachzudenken - es kam einfach zu mir. Im Alltag bedeutet es für mich, ganz ich selbst zu sein - unverstellt, authentisch, mit allen Ecken und Kanten, mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Es geht für mich darum, ganz zu mir zu stehen, wie ich in diesem Moment gerade bin, auch und gerade dann, wenn ich mich überhaupt nicht als Licht fühle. Indem ich all das weglasse, was ich NICHT bin, lasse ich mein Licht, mein Innerstes, meine Essenz strahlen. Indem ich mich mit allem zeige, auch wenn es anderen nicht gefällt, unangenehm ist und Angst macht, verbinde ich mich mit diesem inneren Licht. Es geht für mich nicht darum, "das Licht sein zu wollen", denn dann bin ich wieder nicht ich selbst. Niemand kann immer lichtvoll und strahlend sein. Vielmehr geht es um radikale Selbstannahme, Ehrlichkeit und Präsenz und darum, das Licht in all die unbekannten, dunklen Bereiche in mir zu bringen.
Heilung geschieht einfach
Sobald das Licht der Bewusstheit die dunklen Bereiche erhellt, kann Heilung einfach von selbst geschehen. Die Dunkelheit im Leben zu entfernen, Stück für Stück, kann in ganz konkreten Schritten erfolgen. Für mich bedeutet dies beispielsweise, all jenes zu entfernen oder zu reduzieren, was in mir Stress und Druck erzeugt. Denn sobald ich entspannt bin, bin ich ich selbst. Ein balanciertes und flexibles Nervensystem ist für mich der Schlüssel für alles Weitere.
Ich arbeite nicht auf die große Erleuchtung hin, sondern versuche, im Kleinen Licht in mein Leben und auf meinen Weg zu bringen und mich mit den anderen Lichtgestalten, die mir begegnen, zu verbinden. Das Wissen darum, wer ich bin, und dass ich mit allen und allem verbunden bin, erzeugt tiefe Entspannung und ein Sicherheitsgefühl. So kann ich auch für andere ein Licht sein und sie auf ihrem Weg durch dunkle Passagen unterstützen.
Meditation: "Eine Reine Flamme des Lichts"
Sitze in der einfachen Haltung, das Kinn ist eingezogen. Lege die Hände in Gyan Mudra auf die Knie; die übrigen drei Finger sind gestreckt. Die Arme sind entspannt, die Ellenbogen leicht gebeugt.
1. Öffne Mund und Kiefer weit. Atme tief durch den Mund ein und aus. Fahre mit dem kraftvollen Atem für 3,5 Minuten fort.
2. Schließe den Mund und atme lang und tief durch die Nase. Meditiere und reinige dich. Verwandle dich in eine Flamme des Lichts. 2 Minuten.
Ende: Atme dreimal kraftvoll ein und aus. Bei der dritten Einatmung strecke dich nach oben, halte den Atem für 15 Sekunden an und schüttle Hände und Wirbelsäule kräftig, um die Energie auszugleichen.
Kommentar: Beziehung ist nichts weiter als eine vollständig erweiterte Erfahrung des Selbst. Das Atmen durch den Mund wird dich sehr schnell entspannen. Es ist eine sehr energetische Übung. Anmerkung: Als Yogi Bhajan diese Meditation unterrichtete, sagte er, dass sie niemals allein gemacht werden sollte, sondern nur in einer Unterrichtssituation mit einem erfahrenen Lehrer.
Quelle: Transformation Band 1 - Das Selbst meistern. S. 9
Kundalini Yoga Journal, Ausgabe 50, August 2024